Schon die "Howl" und die "Persona" von den Elektronikern RIVAL CONSOLES aus dem Land des Brexit und der
"Hypster" und Mode Metropole London
hatten mich begeistert und zählen zu meinen absoluten Favoriten in dem Genre, hier wurden formidable Maßstäbe
gesetzt.
Und der Nachfolger zu "Persona" aus 2018 geht hier mal Produktionstechnisch und Thematisch den Weg eines
völlig neuen Denkansatzes der
visuellen Art, eine mal ganz andere Herangehensweise für den Kreativ Musiker und Produzenten Ryan Lee West.
Denn der zentrale Songwriting Aspekt war diesmal das Zeichnen von Hand für die unterschiedlichen Formen,
Muster und Strukturen der Klänge des Briten.
Damit wurde ein völlig anderes Verständniss zur Musik umgesetzt und vorallem keine sperrigen Ideen über den
Computer herbeigeführt, was sich im Klangkosmos der
Platte absolut Positiv bemerkbar gemacht hat.
Wer übrigens auf Bands wie MODERAT, JON HOPKINS, NILS FRAHM, OLAFUR ARNALDS, KIASMOS usw. steht, ist hier
genau richtig, den die 6 Tracks zwischen 4 und 8 Minuten
Länge klingen ähnlich den Einflüßen der genannten Artits oben.
Die musikalische Ausrichtung des Künstlers verleiht den Synthies, Echos, Hallsounds mit smarten Beats und
anderen Arten von handgefertigten Klängen unterlegt, eine einzigartig menschliche und vorallem
emotionale Note, denn der Focus wird hier auf einen atmosphärischen und stimmunsgvollen Klangkosmos gelegt,
der teils aber auch allerhand spannende Wendungen erfährt.
Es werden Soundlandschaften erkundet, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen und die zwischen der Leere,
der Ruhe, dem Sturm und dem Chaos umherschwirren und den geneigten Hörer in andere Musikwelten beamen,
Kopfkino pur könnte man sagen.
Das anspruchsvolle Konzept des Protagonisten ergibt ein großartig, facettenreiches Album, da er seine
Soundpalette jeweils neu in einem klanglichen und kreativen Ausmaß erweitert, das man garnicht für möglich gehalten hätte.
Ob im Titeltrack " Vibrations on a String" das leicht, rhythmisch daher kommt oder in "Melodica" mit ruhigen,
melodischen Klängen und im Titeltrack " Articulation" das mit zauberhaften Beats begeistert, in
"Forwardism" wird es opulent, orchestral, bei "Still here" wird es dann mystisch, melancholisch und
könnte auch von NILS FRAHM sein. Was auffällt ist, das nahezu alle Songs diese gewisse "weite Aura"
in sich tragen, die Ryan Lee West durch seine Soundtüfftelei in fast jeden Tracks mit eingestreut hat.
Die Stücke von Ryan Lee West wirken wie eine Landschaft, die man auf und ab fährt und dabei natürlich
Hochs und Tiefs durchlebt, der unverwechselbare Sound spiegel die pure Leidenschaft für sein
Projekt RIVAL CONSOLES einfach genial wieder.
Der Titel der Veröffentlichung bezieht sich übrigens auf ein Werk des Avantegarde Komponisten
GYÖRGY LIGETI, aber nicht wegen dessen Musik, sondern hier war die grafische Partitur eines LIGETI
Stücks dafür ausschlaggebend.
Auch die wunderbaren Videos lohnen sich und die Liveperformance von Ryan wurden schon in fast allen
Ländern der Welt aufgeführt, zuletzt im Januar mit 17 Musikern des London Contemporary Orchestra in
einer ausverkauften Show in der Queen Elizabeth Hall
des Southbank Centres. Für mich wieder mal moderne, elektrische Klangkunst, die mit jedem Hören neue
Überraschungen bereit hält und entdeckt werden will. Und das lohnt sich für alle Elektro Nerds auf jeden Fall. Unbedinger Kauftip.
Besprechung von Sven Erichsen, November 2020